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Die Staufenhäuser

Staufia und ihre Häuser - das ist eine ganz eigene Geschichte. Als erstes Lokal für die Zusammenkünfte diente der Staufia nach ihrer Gründung ein großer Raum des Restaurants Bellinghausen an der Brückenstrasse, genannt “Zum kalten Bügeleisen“. Dort wurde auch schon damals das gemeinsame Mittagessen eingenommen.

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Vom Lokal “Zum kalten Bügeleisen“ zog Staufia schon bald in Räume des Restaurants “Alt Heidelberg“. An dieser Stelle befand sich später der sogenannte “Kleine Bergische Hof“. Als nächste Unterkunft mietet Staufia im ersten Geschoss des Weinhauses “Zur Traube“ auf der Meckenheimer Strasse einen großen Raum sowie ein kleines Zimmer. Diese Räume entsprachen schnell nicht mehr den Erfordernissen.

 

Nachdem 1907 auf dem ersten Staufentag in Neuss die Gründung des Heimvereins beschlossen worden war, konnte man sich um den Erwerb bzw. die Anmietung eines Hauses bemühen. Dieses Haus fand man in der Bachstrasse 59. Seine Anmietung erfolgte zu Beginn des SS 1908. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde sodann ein Heimwechsel vorgenommen.

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Staufenhaus Bachstrasse 59, Mai 1914

Staufia erwarb 1919 von der Burschenschaft Frankonia deren in der Römerstrasse gelegenes Haus. Besonders an dieses Haus knüpfen sich frohe Erinnerungen eines unbeschwerten Studentenlebens.

 

Aus verschiedenen Gründen erwies es sich jedoch auf die Dauer nicht als ausreichend. Staufia hielt darum erneut Ausschau nach einem neuen Heim. Man fand es in dem Haus Quantiusstrasse 17, in dem bisher die Ripuaria Bonn ihr Domizil hatte. Staufia erwarb dieses Haus und verkaufte ihr eigenes Haus in der Römerstrasse an das Corps Markomannia.

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Bbr. Dr. Hubert Schorn schildert den damals im SS 1926 viel beachteten Umzug der Staufia von der Römerstrasse zur Quantiusstrasse mit den nachfolgenden Worten:

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Haus in der Römerstrasse

„Der Umzug vollzog sich in fröhlicher Form nach alter studentischer Sitte. Aus der Tatsache, dass man in der Bonner Bevölkerung die Träger des grauen Stürmers scherzweise die „grauen Esel“ nannte, verfiel der damalige Aktive Alphons Maria Kugelmeier auf die Idee, am Umzug die Esel zu beteiligen, die sonst tagein, tagaus ihren gemütlichen Trott von und zum Drachenfels zu absolvieren pflegten. So wurden sechs Esel in das damals noch behagliche Getriebe der Stadt Bonn geholt. Ihr Haupt zierten kleine Staufenstürmer, ihren Hals das Fuchsenband. Von Füchsen in Kneipjacken „geritten“ eröffneten sie den Zug, der von der Bevölkerung und der Lokalpresse mit viel Beifall aufgenommen wurde.“

Diesem Voraus des Zuges folgten, „auf einem Pferdewagen die Aktivitas mit einer Blaskapelle sowie der Hausrat auf zwei weiteren Wagen. So ging es durch Bonns Haupt- und Geschäftsstrassen an einem sonnigen Vormittag zu einer Zeit, die noch nicht erfüllt war von der Hetze unseres heutigen Alltags, die noch Sinn für Studentenromantik und Studentenwitz hatte“. Der Verfasser dieses Berichtes erinnert sich als Teilnehmer des Umzuges gern an die damals mögliche Unbekümmertheit studentischen Lebens. Noch heute klingen nicht selten die Worte Bonner Bürger - wie auch bei dem geschilderten Umzug - in seinem Ohr: "Dat sin uns Studente"

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Staufenhaus Quantiusstrasse 17

am Tag der Grundsteinlegung für das neue Haus am 9. 6. 1963

Nach der "Machtübernahme" im Jahre 1933 und der späteren Auflösung der Staufia wurde das Staufenhaus zunächst in ein Kameradschaftshaus umgewandelt. Schon bald wurde es zugunsten der NS-Studentenführung beschlagnahmt.

 

Bbr. Dr. Kugelmeier berichtet im "Mitteilungsblatt" der Staufia Nr. 1 von 1950 über das Schicksal des Hauses in der Ouantiusstrasse u. a.: "In einer ‘denkwürdigen‘ Sitzung des Heimvereins, die im Jahre 1939 im Hotel ‘Kölner Hof‘ in Köln in Gegenwart eines Gestapo-Beamten stattgefunden hatte, war die Auflösung des Vereins Studentenheim Staufenhaus zwangsläufig beschlossen worden". Bbr. Dr. Kugelmeier übernahm "in dieser Sitzung das angesichts der Begleitumstände unerfreuliche Amt des Liquidators". Er hat, wie er weiter u. a. schreibt "am 5. April 1940 unser altes Staufenhaus, das anlässlich des 25. Stiftungsfestes noch in allen seinen Teilen renoviert und zu einem wirklichen Korporationshaus geworden war, an einen Trierer Zahnarzt verkauft. Die Hypothekengläubiger wurden abgelöst, der übersteigende Barbetrag auf Veranlassung der Gestapo, die bereits früher in den Grundakten einen Sperrvermerk hatte eintragen lassen, an den Verein Studentenwerk in Berlin abgeführt". Staufia war nun vorerst heimatlos.

 

Das Haus ist in der Folgezeit in erster Linie zu Wohnzwecken genutzt worden. Das Kriegsende und die mit ihm verbundene Wohnungsnot haben das Haus nicht verschont. Nach dem Krieg haben in ihm insgesamt acht Familien mit mindestens 24 Personen gewohnt. Staufia bezog nach ihrer Wiederbegründung zunächst ein Notquartier im "Löwen" in der Endenicher Strasse.

 

Obwohl das alte Haus nach dem Zusammenbruch immer mehr zerfiel, hat die Verbindung nichts unversucht gelassen, wieder in den Besitz des Hauses zu gelangen. Dazu bot das Rückerstattungsgesetz eine Möglichkeit. Nach langwierigen Verhandlungen, die von Bbr. Dr. Kugelmeier geführt wurden, gelang es schließlich, das alte Haus zurück zu erwerben und schrittweise zum größten Teil freizumachen. Für die Zwecke einer Verbindung wäre es bei seiner günstigen Lage unverändert geeignet gewesen. Neben anderen Gründen ließen jedoch erforderliche und dabei vor allem sehr kostspielige Um- sowie Ausbauten den Neubau eines Hauses zweckmäßiger erscheinen. Hier mag eine Reminiszenz an die Situation nach dem Kriege angefügt werden.

 

Der Vorsitzende des Vereins Studentenheim Staufenhaus, Bbr. Dr. Kugelmeier, rief in Nr. 1 des "Mitteilungsblattes" von 1950 zu Spenden für Instandsetzungsarbeiten in dem zurückerworbenen Haus auf. Dabei schrieb er u. a.: "Sollte einer der Bundesbrüder in der Lage sein, uns Holz für die Anschaffung von Türen (auch der dringend erneuerungsbedürftigen Haustür), eine Trennwand wie der Fensterrahmen zur Verfügung zu stellen, so würde auch diese Spende großen Beifall finden". Ein Kommentar dürfte hier überflüssig sein.

 

Da der Um- und Ausbau des alten Hauses nicht opportun erschien, erwarb der Heimverein von der Burschenschaft Neo Germania ein Trümmergrundstück, auf dem früher das Verbindungshaus des Corps Westfalia gestanden hatte. Auf ihm entstand das geräumige und allen neuzeitlichen Ansprüchen genügende, repräsentative Haus der Staufia auf der Baumschulallee, das 1964 in Gegenwart zahlreicher Ehrengäste eingeweiht und seiner Bestimmung übergeben wurde.

 

Doch damit war und ist noch lange nicht Schluss. Die Notwendigkeit von Erhaltungs- und Verbesserungsmaßnahmen am und im Staufenhaus war in den neunziger Jahren ein permanentes Thema fast aller Vorstandssitzungen. Unabwendbare Reparaturen wurden erledigt, eine umfassende Erneuerung aber in Befürchtung einer Kostenlawine bei rückläufigen Mitgliederzahlen nicht gewagt.

 

Erst auf dem Gründungsfest 1999 wurde unmittelbar nach dem Wechsel im Heimvereinsvorstand von Bbr. Böcker auf Bbr. Reckers eine Baukommission gewählt, die die wesentlichen Mängel auflistete und nach Dringlichkeit auf fünf „Körbe“ zwecks möglich schneller Erledigung verteilte.

Die Vollversammlung des Heimvereins vom 8. Mai 1999 bewilligte dem HV-Vorstand daraufhin einen Finanzrahmen von 300.000.- DM, der im Laufe der fortschreitenden Bauarbeiten durch ursprünglich nicht geplante, aber notwendige bzw. sinnvolle weitere Investitionen zweimal um jeweils 100.000.- DM auf insgesamt 500.000.- DM erweitert wurde.

 

Der ursprüngliche Zeitplan von rund einem Jahr Bauzeit konnte nicht eingehalten werden. Das lag nicht nur an den zusätzlich als notwendig erkannten Arbeiten sondern vor allem an fehlenden Hausunterlagen, damit behördlichen Genehmigungen und dem tragischen frühen Ableben von Bbr. Robert Mertens, über den als Kassierer und sozusagen Ortsansässigen nahezu alle Kontakte zu Banken, Behörden, Unternehmern und zum Architekten gelaufen waren.

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Dass hierdurch kein jahrelanger Verzug eingetreten ist, verdanken wir Bbr. Gisbert Reichelt, der sich spontan bereit erklärte, den Posten eines Staufen-Finanzministers zu übernehmen, wobei er sich mit unglaublicher Energie und großem Zeitaufwand dieser Aufgabe widmete und durch sein schnelles Einarbeiten die Vergabe von Aufträgen und deren Finanzierung sicher stellte. Seine präzisen und detaillierten Finanzberichte ließen alle ängstlichen Kritiker der Haussanierung wieder ruhig schlafen !

 

Auf dem Gründungsfest 2001 konnte der HV-Vorstand den weitestgehend erfolgreichen Abschluss aller Maßnahmen feststellen. Den Bundesbrüdern Heiner Reckers, Hans Vallen, Hans Jürgen Gorges und Matthias Döveling wurde dafür als Dank auf dem Stiftungsfest 2001 das Ehrenband verliehen.

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Das Tagewerk ist getan.

Es gibt nach wie vor viel zu tun und zu verbessern, organisatorisch, baulich, einrichtungsmäßig. In den 2020er Jahren standen und stehen nach dem Neubau einer Gemeinschaftsküche im Souterrain und der Renovierung der Studentenzimmer energetische Verbesserungen im Vordergrund wie z.B. der Eingangsbereich, der die neue Visitenkarte des Hauses sein wird und die Barrierefreiheit auf dem Haus verbessern wird.

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Die neue Küche

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